Einzelhandel im Norden am Limit

Kiel, 07.07.2025 – Der Handelsverband Nord (HV Nord) macht anlässlich der enttäuschenden Ergebnisse der Sitzung des Koalitionsausschusses am 2. Juli 2025 erneut auf die angespannte Situation im Einzelhandel aufmerksam. Die jüngste Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nur für produzierende Unternehmen zu senken, verschärft die ohnehin angespannte Lage der Branche erheblich. Die Anhebung des Mindestlohns, zunehmender wirtschaftlicher Schaden durch Ladendiebstahl, die allgemeine Konsumzurückhaltung sowie ein genereller Frequenzverlust belasten die Unternehmen zusätzlich.
„Die Stimmung bei den Händlern ist extrem angespannt. Die Nichtabsenkung der Stromsteuer sowie die geplante Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns stellen für viele Betriebe eine zusätzliche Belastung dar. Insbesondere bei den Lohnnebenkosten besteht ein dringender Handlungsbedarf, denn diese drohen in den nächsten Jahren auf 50 Prozent zu steigen“, warnt der Hauptgeschäftsführer des HV Nord, Dierk Böckenholt. Steigen die Sozialversicherungsbeiträge weiter ungebremst an, sei ein massiver Stellenabbau zu erwarten.
Zunehmend schwerer wiege auch die Problematik des Ladendiebstahls, so gingen in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2024 Waren im Wert von über 51 Mio. Euro an den Ladenkassen vorbei. Das entspricht einem Verlust pro Verkaufstag von 170.000 Euro. In Schleswig-Holstein waren es 2024 über 112 Mio. Euro mit einem täglichen Verlust von 375.00 Euro und in Hamburg waren es 78 Mio. Euro, mit 260.000 Euro Verlust pro Verkaufstag. Die Branche fühle sich im Stich gelassen: Viele angezeigte Fälle würden durch die staatlichen Justizbehörden nicht verfolgt oder Verfahren zu schnell eingestellt.
„Die Branche fühlt sich regelrecht verraten. Trotz vorher gegebener Zusagen lässt die Bundesregierung den Einzelhandel, der eine der wichtigsten Säulen der Binnenkonjunktur ist, im Regen stehen“, kritisiert Dierk Böckenholt. „Die Handelsunternehmen haben erwartungsvoll auf die angekündigte Wirtschaftsbelebung geschaut, diese scheint für den Handel jedoch nicht zu gelten.“
Die Handelsverbände in ganz Deutschland fordern die Bundesregierung auf, die Situation ernst zu nehmen, sich an gemachte Zusagen zu halten und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Einzelhandel zu stärken. Dazu gehören u.a. eine gerechte Stromsteuerpolitik, eine konsequente Verfolgung von Ladendiebstählen sowie ein Bekenntnis der Bundesregierung zu einer Senkung der Sozialversicherungsbeiträge mit der Festlegung auf eine dauerhafte 40-Prozent-Obergrenze.