Handelsverband Nord enttäuscht über Ergebnisse des Bund-Länder Gipfels für den Einzelhandel
Mit Enttäuschung und großer Sorge reagiert der Handelsverband Nord auf die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern. Die für eine Öffnung der Geschäfte vorgeschriebene stabile Inzidenz von 50 sei nicht flächendeckend in Sichtweite und stellt für die meisten Händler keine echte Öffnungsperspektive dar.
„Für viele Einzelhändler geht der Überlebenskampf damit in vollem Ausmaße weiter, die Lage ist dramatisch. Es ist zwar positiv herauszustellen, dass der Inzidenzwert von 35 nun endgültig vom Tisch ist. In den meisten Bundesländern ist aber ein stabiler Inzidenswert von unter 50 auch zeitnah nicht zu erreichen. Zudem hätten wir uns gewünscht, dass es eine Abkehr von der sturen Ausrichtung am Inzidenzwert gibt und andere Werte mit in die Betrachtung aufgenommen werden“, so Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Nord.
„In Schleswig-Holstein z.B. liegt der landesweite Inzidenzwert aktuell knapp unter 50. Wenn das der Richtwert für die Ladenöffnung in der kommenden Landesverordnung wird, können wir uns in Verbindung mit der gleichzeitig verfolgten Ausweitung der Teststrategie voraussichtlich auf ein sehr kurzes Einkaufsvergnügen einstellen. Denn mehr Tests bedingen natürlich auch steigende Inzidenswerte. Die Folge wäre eine schnelle Schließung nach der Öffnung“, befürchtet Böckenholt.
„Auch die Möglichkeiten für den Einkauf nach Terminvergabe (click and meet) ist für die meisten Unternehmen keine ausreichende Verbesserung der Lage, denn für viele werden die Personal- und Betriebskosten höher als die Umsätze sein“, erklärt Böckenholt.
Es gebe keine vernünftigen Argumente, den Einzelhandel jenseits aller wissenschaftlichen Erkenntnisse einfach weiterhin geschlossen zu halten. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts sei die Infektionsgefahr beim Einkauf unter Beachtung von Hygienemaßnahmen niedrig. Auch eine Studie der Berufsgenossenschaft für Handel und Warenlogistik (BGHW) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) habe deutlich gemacht, dass für die Beschäftigten im Handel kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Der Handel müsse öffnen dürfen, so der Verband.